trenarzh-CNnlitjarufade

Anmerkungen zur Transkription

Das Original ist in Fraktur gesetzt.Im Original gesperrter Text ist so markiert.Im Original in Antiqua gesetzter Text ist so ausgezeichnet.

Weitere Anmerkungen zur Transkription befinden sicham Ende des Buches.

Cover

Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek.

Eine Auswahl der besten modernen Romane aller Völker.

Neunter Jahrgang. Band 22.

Das Kind.

Novelle

von

Ernst Eckstein.

Dekoration

Stuttgart.

Verlag von J. Engelhorn.
1893.


Alle Rechte, namentlich das Uebersetzungsrecht, vorbehalten.

Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.


[3]

Erstes Kapitel.

Graf Authenried trat, zur Abfahrt gerüstet, insSpeisezimmer, wo sich die übrigen Hausgenossen geradevom Frühstück erhoben. Er selbst hatte in großer Hastein paar Tassen Thee hinunter gestürzt, einen Zwieback zerbröckeltund Hals über Kopf Toilette gemacht, um nochrechtzeitig den Personenzug in Hoyersbrück zu erreichen.Der Landauer mit den zwei Edelrappen stand seit zehnMinuten schon vor der Einfahrt.

»Amüsiert euch gut!« sagte der Graf und stülpte denbraunen Filz mit den Spielhahnfedern über das volle,etwas ungebändigte Haar. »Gegen halb neun bin ich, soGott will, zurück! Somsdorff, ich bitte mir aus, daß Sienicht gar zu viel musizieren und Litteratur schwatzen, wenigstensnicht vor den Bücherregalen! Führen Sie meineFrau hübsch hinaus in den Park; meinetwegen nach Gehlbergoder den Fluß entlang! Von dem ewigen Sitzenwird sie noch melancholisch. Hörst du, Adele? – Adieu!Adieu, lieber Somsdorff! Adieu, Kleine! Adieu, MißHarriet!«

Das alles ward eilig und wie im Bann einer gewissenZerstreutheit hervorgestoßen. Die letzten Worte galtender fünfjährigen Tochter des Hauses und ihrer englischenGouvernante, die sich jetzt ehrerbietig verneigte, nachdem die[4]Thüre längst schon hinter dem Grafen ins Schloß gefallen.Das Kind hatte nur flüchtig genickt und »Gute Reise!«gemurmelt; es mochte wissen, daß sein Papa kein Freundvon Umarmungen und ähnlichen Sentimentalitäten war,besonders nicht, wenn er sich so mitten im Strudel seiner»fachmännischen« Interessen befand.

Und diese Interessen nahmen ihn jetzt wieder völligin Anspruch. Mit Leib und Seele ritt er sein Steckenpferd,über dem er fast alles vernachlässigte, was sonst den Menschenwichtig und teuer ist: die leidige Numismatik.

Gräfin Adele wenigstens hatte der sonst so harmlosenWissenschaft dieses Epitheton beigelegt: denn die Münzkundeverschlang bei Gerold Graf Authenried mehr undmehr den Gatten, den Vater, den Menschen.

Es war eine Monomanie, gegen die sich mit ruhigerVernunft ebensowenig ankämpfen ließ, als mit Freundlichkeitoder vollends mit Trotz. Ab und zu ebbte dieMonomanie; dann kamen Tage der Ausspannung, die derGeselligkeit und dem Sport, vornehmlich der Jagd, gewidmet,oft auch mit Zechgelagen und sonstigem unerquicklichenTreiben ausgefüllt wurden. Für die Fa

...

BU KİTABI OKUMAK İÇİN ÜYE OLUN VEYA GİRİŞ YAPIN!


Sitemize Üyelik ÜCRETSİZDİR!