HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. WILHELM NEUMANN
RIGA
VERLAG VON JONCK & POLIEWSKY
1908
BUCHDRUCKEREI DES RIGAER TAGEBLATTS · PAUL KERKOVIUS
LexikonBaltischer Künstler
Die Grundlage zu dem vorliegenden Lexikon gaben die Vorarbeiten desim Jahre 1898 verstorbenen Malers Julius Döring, die, nach seinemTode in den Besitz der Kurländischen Gesellschaft für Literatur undKunst übergegangen, von dieser dem Herausgeber zur Verfügung gestelltwurden. Dörings mühevolle Arbeit hatte vornehmlich darin bestanden,die Tageszeitungen und Zeitschriften des Landes, von den ältesten bisauf die neusten, durchzusehen und gelegentlich in ihnen auftauchendeNachrichten über baltische Künstler zu exzerpieren und zu sammeln. Alslangjährigem Sekretär der Kurländischen Gesellschaft für Literatur undKunst stand ihm auch handschriftliches Material zu Gebote, das von ihmebenso mit vielem Fleiss für diesen Zweck durchgesehen worden ist. DerTod verhinderte ihn an der weiteren Vervollständigung und endgültigenBearbeitung seines Materials. Mochte dieses immerhin noch viele Lückenaufweisen, vielfach auch mit Nebensächlichem überladen sein, Döringhatte mit ihm doch ein Fundament geschaffen, auf dem sich weiter bauenliess. Zur Vervollständigung des von ihm Übernommenen war zunächst dievorhandene Fachliteratur, namentlich die russische, heranzuziehen, dieDöring entweder nicht gekannt hat, oder ihm nicht zugänglich gewesenist; in erster Linie die „Sammlung von Materialien zu einer Geschichteder Kaiserlichen Akademie der Künste zu St. Petersburg in den erstenhundert Jahren ihres Bestehens“ (Сборникъ матеріаловъ для ИмператорскойАкадеміи Художествъ за сто лѣтъ ея существованія. СПБ. 1866), die nachaktenmässigem Material von P. N. Perow in vier Bänden zusammengestelltbis zum Jahre 1866 reicht und 1887 von A. E. Jundolow mit einemRegisterbande versehen wurde. Ferner die umfangreichen Publikationenvon D. A. Rowinsky über russische Porträts und seine Verzeichnisserussischer Stecher (Подробный словарь русскихъ граверовъ. СПБ. 1895)und schliesslich das Werk von F. I. Bulgakow „Unsere Künstler aufden akademischen Ausstellungen der letzten 25 Jahre“ (Наши художникина академнческихъ выставкахъ послѣдняго 25-ти лѣтія. СПБ. 1890),[S. ii]das sich allerdings in seinen biographischen Angaben meistens aufdas angeführte Werk der Akademie stützt. Ferner die Arbeiten andererrussischer Kunstschriftsteller, wie namentlich des verdienstvollen N.P. Sobko. Manche wertvolle Vervollständigung und Berichtigung ergabdie von mir im Herbst 1901 unternommene Durchsicht der Matrikel derDresdner Akademie, die für die baltische Künstlerschaft der erstenHälfte des 19. Jahrhunderts fast ausschliesslich den Ausgangspunktihrer Studien bildete. Von deutschen Werken konnten ausser den älterenLexikonausgaben das fleissige Werk Friedrichs v. Bötticher „Malerwerkedes 19. Jahrhunderts“ oft mit Erfolg benutzt werden.
Das vorliegende Lexikon beschränkt sich nicht allein auf die inden baltischen Provinzen geborenen Künstler, es sind auch solcheKünstler in ihm aufgenommen, die aus dem Auslande einwandernd, hierlängere oder kürzere Zeit tätig waren, also nicht baltische Künstlerim engste