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[Illustration]

Immensee

by Theodor Storm


DER ALTE
DIE KINDER
IM WALDE
DA STAND DAS KIND AM WEGE
DAHEIM
EIN BRIEF
IMMENSEE
MEINE MUTTER HAT’S GEWOLLT
ELISABETH
DER ALTE

DER ALTE

An einem Spätherbstnachmittage ging ein alter wohlgekleideter Mann langsam dieStraße hinab. Er schien von einem Spaziergange nach Hause zurückzukehren, dennseine Schnallenschuhe, die einer vorübergegangenen Mode angehörten, warenbestäubt. Den langen Rohrstock mit goldenem Knopf trug er unter dem Arm; mitseinen dunklen Augen, in welche sich die ganze verlorene Jugend gerettet zuhaben schien, und welche eigentümlich von den schneeweißen Haaren abstachen,sah er ruhig umher oder in die Stadt hinab, welche im Abendsonnendufte vor ihmlag.

Er schien fast ein Fremder, denn von den Vorübergehenden grüßten ihn nurwenige, obgleich mancher unwillkürlich in diese ernsten Augen zu sehengezwungen wurde. Endlich stand er vor einem hohen Giebelhause still, sah nocheinmal in die Stadt hinaus und trat dann in die Hausdiele. Bei dem Schall derTürglocke wurde drinnen in der Stube von einem Guckfenster, welches nach derDiele hinausging, der grüne Vorhang weggeschoben und das Gesicht einer altenFrau dahinter sichtbar. Der Mann winkte ihr mit seinem Rohrstock.

»Noch kein Licht!« sagte er in einem etwas südlichen Akzent, und dieHaushälterin ließ den Vorhang wieder fallen.

Der Alte ging nun über die weite Hausdiele, durch einen Pesel, wo große eicheneSchränke mit Porzellanvasen an den Wänden standen; durch die gegenüberstehendeTür trat er in einen kleinen Flur, von wo aus eine enge Treppe zu den obernZimmern des Hinterhauses führte. Er stieg sie langsam hinauf, schloß oben eineTür auf und trat dann in ein mäßig großes Zimmer. Hier war es heimlich undstill; die eine Wand war fast mit Repositorien und Bücherschränken bedeckt, anden andern hingen Bilder von Menschen und Gegenden; vor einem Tisch mit grünerDecke, auf dem einzelne aufgeschlagene Bücher umherlagen, stand einschwerfälliger Lehnstuhl mit rotem Samtkissen.

Nachdem der Alte Hut und Stock in die Ecke gestellt hatte, setzte er sich inden Lehnstuhl und schien mit gefalteten Händen von seinem Spaziergangeauszuruhen.—Wie er so saß, wurde es allmählich dunkler; endlich fiel einMondstrahl durch die Fensterscheiben auf die Gemälde an der Wand, und wie derhelle Streif langsam weiter rückte, folgten die Augen des Mannes unwillkürlich.Nun trat er über ein kleines Bild in schlichtem schwarzem Rahmen. »Elisabeth!«sagte der Alte leise; und wie er das Wort gesprochen, war die Zeit verwandelt:er war in seiner Jugend.

DIE KINDER

Bald trat die anmutige Gestalt eines kleinen Mädchens zu ihm. Sie hießElisabeth und mochte fünf Jahre zählen, er selbst war doppelt so alt. Um denHals trug sie ein rotseidenes Tüchelchen; das ließ ihr hübsch zu de

...

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