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Im Hafen von New York.Im Hafen von New York.

Franz Kafka

Der Heizer

Ein Fragment

1913
Kurt Wolff Verlag • Leipzig

Dies Buch wurde
gedruckt im Mai 1913 als dritter
Band der Bücherei »Der jüngste Tag« bei
Poeschel & Trepte in Leipzig


Als der sechzehnjährige Karl Roßmann, der von seinenarmen Eltern nach Amerika geschickt worden war,weil ihn ein Dienstmädchen verführt und ein Kind vonihm bekommen hatte, in dem schon langsam gewordenenSchiff in den Hafen von New York einfuhr, erblickte erdie schon längst beobachtete Statue der Freiheitsgöttinwie in einem plötzlich stärker gewordenen Sonnenlicht.Ihr Arm mit dem Schwert ragte wie neuerdings emporund um ihre Gestalt wehten die freien Lüfte.

»So hoch!« sagte er sich und wurde, wie er so garnicht an das Weggehen dachte, von der immer mehranschwellenden Menge der Gepäckträger, die an ihmvorüberzogen, allmählich bis an das Bordgeländer geschoben.

Ein junger Mann, mit dem er während der Fahrtflüchtig bekannt geworden war, sagte im Vorübergehen:»Ja, haben Sie denn noch keine Lust, auszusteigen?«»Ich bin doch fertig,« sagte Karl, ihn anlachend, undhob aus Übermut, und weil er ein starker Junge war,seinen Koffer auf die Achsel. Aber wie er über seinenBekannten hinsah, der ein wenig seinen Stock schwenkendsich schon mit den andern entfernte, merkte er bestürzt,daß er seinen eigenen Regenschirm unten im Schiff vergessenhatte. Er bat schnell den Bekannten, der nicht sehrbeglückt schien, um die Freundlichkeit, bei seinem Koffereinen Augenblick zu warten, überblickte noch die Situation,um sich bei der Rückkehr zurechtzufinden und eilte davon.Unten fand er zu seinem Bedauern einen Gang, derseinen Weg sehr verkürzt hätte, zum erstenmal versperrt,was wahrscheinlich mit der Ausschiffung sämtlicher Passagierezusammenhing und mußte sich seinen Weg durcheine Unzahl kleiner Räume, über kurze Treppen, die einanderimmer wieder folgten, durch fortwährend abbiegendeKorridore, durch ein leeres Zimmer mit einem verlassenenSchreibtisch mühselig suchen, bis er sich tatsächlich, daer diesen Weg nur ein- oder zweimal und immer ingrößerer Gesellschaft gegangen war, ganz und gar verirrthatte. In seiner Ratlosigkeit und da er keinen Menschentraf und nur immerfort über sich das Scharren dertausend Menschenfüße hörte und von der Ferne, wieeinen Hauch, das letzte Arbeiten der schon eingestelltenMaschinen merkte, fing er, ohne zu überlegen, an einebeliebige kleine Tür zu schlagen an, bei der er in seinemHerumirren stockte.

»Es ist ja offen,« rief es von innen, und Karl öffnetemit ehrlichem Aufatmen die Tür. »Warum schlagen Sieso verrückt auf die Tür?« fragte ein riesiger Mann, kaumdaß er nach Karl hinsah. Durch irgendeine Oberlichtlukefiel ein trübes, oben im Schiff längst abgebrauchtesLicht in die klägliche Kabine, in welcher ein Bett, einSchrank, ein Sessel und der Mann knapp nebeneinander,wie eingelagert, standen. »Ich habe mich verirrt,« sagteKarl, »ich habe es während der Fahrt gar nicht so bemerkt,aber es ist ein schrecklich großes Schiff.« »Ja

...

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