trenarzh-CNnlitjarufade

Unter Palmen und Buchen.

Dritter Band.

Unter Palmen und Buchen.

Gesammelte Erzählungen
von
Friedrich Gerstäcker.

Leipzig,
Arnoldische Buchhandlung.
1867.

Inhaltsverzeichniß.

Seite
Eine Mesalliance1
Der Gevatterbrief177
Ein Ausflug in Java     186
Der Heimathschein206
Auf der Eisenbahn320

Eine Mesalliance.

Erstes Capitel.
Der Ball in Tanunda.

In Tanunda – einem kleinen, fast nur von Deutschenbewohnten Städtchen in Süd-Australien – warBall, und die ganze weibliche Bevölkerung des Ortsbefand sich, wie bei all solchen Gelegenheiten, in einergelinden Aufregung. Kein Wunder auch; jede Damewünschte doch so anständig als möglich zu erscheinen;wer aber dazu nicht alles Nöthige eigen besaß, geriethallerdings hier in Verlegenheit, denn in ganzTanunda existirte kein einziges Modemagazin.

Schmiede gab es genug, Sattler, Schuhmacher,Schneider, Blechschmiede, Drechsler, Schreiner, undwie die verschiedenen Handwerke alle heißen mögen,aber nirgends in einem der Läden flatterten oder hingenhinter großen eleganten Spiegelscheiben bunteseidene Bänder oder künstlich gearbeitete Kränze; nirgendswaren neu patentirte Schnürleiber und kostbar gestickte Unterröcke zur Schau ausgehangen –worüber sich auch die praktischen Landbewohner nurlustig gemacht hätten. Kurz es bestand keine einzigeAushülfe für das schöne Geschlecht, seine Reize zu erhöhen.Nur ein Glück, daß die Natur selber mitleidigerwar, als die prosaischen Menschen, und ihrenKindern draußen, auf tausend Blüthenbüschen, ihreschönsten und duftendsten Gaben bot.

Und wenn die Damen in der Stadt nur wüßten,wie viel hübscher ein frischer, natürlicher Blumenkranzeinem hübschen frischen Gesicht steht, als all der bunteFlitterkram, den kunstfertige Hände zusammenbauen– aber freilich gehören auch hübsche und frische Gesichterdazu, sonst stechen die lebhaften Farben zu sehrgegen den fahlen Teint der Wangen ab, und die Kunstmuß dann aushelfen, wo die Natur nicht mehr zu helfenvermag.

In Tanunda wußte man wenig von Kunst; diemeisten dortigen Ansiedler gehörten überhaupt dem Arbeiterstandean, und hatten neben dem Gewerk oderdem kleinen Handel, den sie in der Stadt trieben,noch ihre Section Land außerdem. Auch die Töchterwaren in dem fremden Lande, und rings von englischenSitten umgeben, doch immer nur richtigedeutsche Bauermädel geblieben, die weder in ihren Gewohnheiten noch in ihrer Tracht eine Aenderungtrafen.

Merkwürdig ist überhaupt die Zähigkeit, mit welcherder deutsche Bauer an dem Alten hängt, und wieschwer er zu Neuerungen zu bringen ist. Selbst die Auswanderer,also doch solche, von denen man vermuthensollte, daß sie gerade mit dem Alten gebrochen hätten,und jetzt bereit wären, in einer neuen Welt ein neuesLeben zu beginnen, verrathen das in der sinnlosen Last,die sie in ein fremdes, weit entferntes Land hinaus

...

BU KİTABI OKUMAK İÇİN ÜYE OLUN VEYA GİRİŞ YAPIN!


Sitemize Üyelik ÜCRETSİZDİR!