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Prinzessin Sidonie.


Roman

von

Julius Bacher.


Erster Band.

Leipzig,

Verlag von Friedrich Fleischer.


1870.


[S. 5]

Erstes Kapitel.

Der nachfolgenden Erzählung liegen geschichtliche Thatsachen zu Grunde;da dieselben jedoch der neueren Zeit angehören und aus anderen Ursachenhaben wir es uns versagen müssen, das Bild der unglücklichen Prinzessinin einen historischen Rahmen zu fassen, überzeugt, daß es dem indie Geschichte der Höfe eingeweihten Leser leicht sein dürfte, dieVorbilder zu den in dem Roman gezeichneten Charakteren zu erkennen.


Es war etwa fünf Uhr Morgens. In dem Palais des Prinzen Albertherrschte, wie gewöhnlich um eine so frühe Zeit, lautlose Stille. Voracht oder neun Uhr pflegte sich daselbst selten das Tagewerk geltendzu machen, besonders wenn der Prinz in seinem Palais anwesend war; erhuldigte der Morgenruhe, da ihm das Nachtleben zusagte.

Anders war es mit seiner Gemahlin, der Prinzessin Sidonie; sie war eineFreundin des frischen Frühmorgens und seiner Sabbathstille, und liebtees, sich, ohne[S. 6] mehr als ihre Kammerfrau zu beanspruchen, allein oderin Gesellschaft der ihr befreundeten Hofdame, Aurelie von Ketten, desersteren zu erfreuen. Gewöhnlich machte sie alsdann einen Gang durchden an das Schloß grenzenden Park, oder dehnte den erstern wol auch bisin den nahen, von lustigen Vogelstimmen durchtönten würzigen Wald aus,dessen ungekünstelte Naturschönheit sie ganz besonders liebte.

In einem kleinen Gemach des Palais befand sich an diesem Morgen eineDame von ungefähr dreiundzwanzig Jahren; sie saß an dem geöffnetenFenster und schaute, den schön geformten Kopf in die Hand gestützt,gedankenvoll in den sich vor ihr ausbreitenden Garten und Park. DieseDame war die Prinzessin Sidonie.

Ueber die Wipfel der von der Kunstscheere unberührt gebliebenen hohenBäume stieg die Sonne empor und warf ihre blitzenden Lichter durchdie Alleen und Gebüsche, vergoldete die hin und her aufgestelltenMarmorstatuen und die aufschießenden Strahlen der Wasserkünste, welchein der Nähe des Palais sprudelten und eine verkleinerte Nachbildung derin Versailles befindlichen zeigten.

In der Ferne tönten vereinzelte Vogelstimmen, die allein dieMorgenstille in dem einsamen Garten unterbrachen. Niemand vom Hofe nochirgend ein Arbeiter war daselbst zu entdecken.

Schweigend und gedankenvoll hatte die Prinzessin eine kurze Zeithingebracht, als sich aus ihren tiefblauen[S. 7] Augen Thräne auf Thränedrängte, die langsam über die bleichen Wangen hinabrollten, ohne daßsie es zu fühlen schien, während sich zugleich der Ausdruck tiefenSeel

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