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Anmerkungen zur Transkription

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Original-Einband

Junge Triebe

Ein Verzeichnis
der früher bei Albert Langen
erschienenen Werke von
Ernst W. Freißler
findet sich am Schluß
dieses Buches

Junge Triebe

Roman

von

Ernst W. Freißler

Verlagssignet

Albert Langen, München
1922

Copyright 1921 by Albert Langen,Munich

Alle Rechte, einschließlich des Übersetzungsrechts,
auch für Rußland, vorbehalten

Albert LangenErnst W. Freißler

[S. 5]

1

Die Familie saß an dem quadratischen Eßtisch. Vor den einfachenGedecken der Frau und der Kinder zeichnete sich der Platz desVaters aus durch eine Wein- und eine Mineralwasserflasche, einschwergeschliffenes Kelchglas von seltsam tiefer Form und ein reichfacettiertes Wasserglas, die sämtlich auf silbernen Tellerchen standen.Besteck und Serviettenring aus schwerem Silber trugen das ihre zurDistanzierung bei. Tatsächlich schien der Vater, ein straffer Fünfzigermit eisengrauem Spitzbart und fast übertrieben energischen Zügen,irgendwie über der Runde zu thronen, wenn auch sein Stuhl denen deranderen gleich war. Die Mutter, eine zärtliche Blondine mit leisenAnzeichen des Verblühens, ließ ängstliche Blicke fliegen zwischendem strengen Gemahl, — ob auch nichts seinen Unwillen errege — undden beiden Jungen, — ob sie Messer und Gabel richtig handhabtenund auch sonst keine der verpönten Unarten zeigten. Glaubte sie aneinem der Jungen etwas zu sehen, was einen Zornesausbruch des Vatershervorrufen konnte, — daß er etwa Gabel und Messer benützte, wo dieGabel allein vorgeschrieben war, oder umgekehrt — so steigerte sich[S. 6]ihr Mienenspiel zu ungeahnter Heftigkeit. Durch hastige Kopfbewegungenund schreckhaftes Augenrollen suchte sie den Missetäter aufmerksam zumachen, erreichte aber damit nur zu oft, daß der Vater mit gebührenderSchärfe ein Versehen rügte, das ohne ihre stummen und flehentlichenWarnungen wahrscheinlich unbemerkt geblieben wäre.

Der älteste Sohn, elfjährig, saß dem Vater, der dem Fenster denRücken kehrte, in vollem Lichte gegenüber. Ein gedrückter Junge, mitschwermütigen Augen und einer Stirn, die viel

...

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