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Produced by Mike Pullen and Delphine Lettau

This Etext is in German.

This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE.
That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/.

Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE"zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adressehttp://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar.

WALDWINKEL

von THEODOR STORM

Novelle (1874)

Über dem Dache des Rathauses, das zugleich die Wohnung des städtischenBürgermeisters bildete, kreuzten die ersten Schwalben in derFrühjahrssonne; auf der Vorstraße standen die "Bürgermeistersbuben" undsuchten vergebens die Königin der Luft mit den Lehmkugeln ihres Pustrohrszu erreichen. Drinnen aber in seinem Geschäfts- und Arbeitszimmer saß derGestrenge selbst, der außer dem genannten Amte auch das einesGerichtsdieners und Polizeimeisters in seiner Person vereinigte, vertieftin ein dickes Aktenfaszikel, nicht achtend des heiteren Glanzes, der durchdie Fenster zu ihm hereinströmte. Da wurde draußen flüchtig an die Türgepocht, und auf das verdrossene "Herein!" des Beamten trat ein braunerstattlicher Mann über die Schwelle, der indes die erste Hälfte derVierziger schon erreicht haben mochte.

Der Bürgermeister erhob das rote behagliche Gesicht aus seinen Akten, warf
einen flüchtigen Blick auf den Eintretenden und sagte, als er die feinere
Kleidung desselben bemerkt hatte, mit einer runden Handbewegung: "Wollen
Sie gefälligst Platz nehmen; ich werde gleich zu Ihren Diensten sein."
Dann steckte er den Kopf wieder in die Akten.

Der andere aber war einen Schritt näher getreten. "Bist du jetzt immer sofleißig, Fritz?" sagte er. "Du littest ehemals nicht an dieser Krankheit."

Der Bürgermeister fuhr empor, hakte die Brille von der Nase und starrteden Sprecher aus seinen kleinen gutmütigen Augen an. "Richard, du bist es!"rief er. "Mein Gott, wie gut du mich noch kennst! Und doch, meinScheitel ist kahl und der Rest des Haares grau geworden! Ja, ja, einsolches Bürgermeisteramt!"

Die kleine beleibte Gestalt war hinter dem Aktentisch hervorgekommen.Voll Erstaunen blickte er in das Antlitz des ihn fast um Kopfeshöheüberragenden Freundes. "Das", sagte er und tätschelte mit seiner kurzenHand über das noch glänzend braune Haar desselben, "das ist natürlich nurPerücke; aber die Augen, diese unnatürlich jungen Augen, das sind dochwohl noch die echten alten aus unseren lustigen Tagen!"

Der Gast ließ lächelnd diesen Strom des Geplauders über sich ergehen,während der Bürgermeister ihn neben sich aufs Sofa niederzog. "Und nun",fuhr der letztere fort, "wo kommst du her, was bist du, was treibst du?"

"Ich, Fritz?" erwiderte scherzend der andere, "ich suche einen Inhalt fürdas noch immer leere Gefäß meines Lebens; oder vielmehr", fügte er etwasernster hinzu, "ich suche ihn nicht, ich leide nur ein wenig an dieserLeere."

Der Bürgermeister sah ihm treuherzig in die Augen. "Du, Richard?" sagteer, "der auf der Universität alle Fakultäten abgeweidet hat! Will dochein alter Kamerad unter einem gewissen Anonymus sogar deine Feder in einerbotanischen Zeitschrift entdeckt haben!"

"Wirklich, Fritz?—Er hat nicht fehlgesehen."

Der kleine dicke Mann besann sich. "Du bist noch ledig?" fragte er. "Ja?Noch immer? Hm! Du warst ein Schwärmer, Richard! Weißt du noch, alswir Studenten auf der Dornburg tanzten? Du hattest derzeit die Braut zuHause; du wolltest nicht tanzen; du saßest in de

...

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