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THOMAS MANN

KöniglicheHoheit

Roman

MIT EINER VORREDE
VON
HANNS MARTIN ELSTER

Deutsche Buch-Gemeinschaft G.m.b.H.
Berlin

Mit Genehmigung von S. Fischer Verlag, Berlin
Copyright 1909 by S. Fischer Verlag, Berlin
Alle Rechte vorbehalten

Vorspiel

Es ist auf der Albrechtsstraße, jener Verkehrsader derResidenz, die den Albrechtsplatz und das Alte Schloß mitder Kaserne der Gardefüsiliere verbindet – um Mittag,wochentags, zu einer gleichgültigen Jahreszeit. Das Wetterist mäßig gut, indifferent. Es regnet nicht, aber der Himmelist auch nicht klar; er ist gleichmäßig weißgrau, gewöhnlich,unfestlich, und die Straße liegt in einer stumpfen und nüchternenBeleuchtung, die alles Geheimnisvolle, jede Absonderlichkeitder Stimmung ausschließt. Es herrscht ein Verkehrvon mittlerer Regsamkeit, ohne viel Lärm und Gedränge,entsprechend dem nicht sehr geschäftigen Charakter derStadt. Trambahnwagen gleiten dahin, ein paar Droschkenrollen vorbei, auf den Bürgersteigen bewegt sich Einwohnerschaft,farbloses Volk, Passanten, Publikum, Leute. –Zwei Offiziere, die Hände in den Schrägtaschen ihrergrauen Paletots, kommen einander entgegen: ein Generalund ein Leutnant. Der General nähert sich von der Schloß-,der Leutnant von der Kasernenseite her. Der Leutnant istblutjung, ein Milchbart, ein halbes Kind. Er hat schmaleSchultern, dunkles Haar und so breite Wangenknochen,wie viele Leute hierzulande sie haben, blaue, ein wenigmüde blickende Augen und ein Knabengesicht von freundlich verschlossenem Ausdruck. Der General ist schlohweiß,hoch und breit gepolstert, eine überaus gebietende Erscheinung.Seine Augenbrauen sind wie aus Watte, und seinSchnurrbart überbuscht sowohl Mund als Kinn. Er gehtmit langsamer Wucht, sein Säbel klirrt auf dem Asphalt,sein Federbusch flattert im Winde, und langsam schwapptbei jedem Schritte der große rote Brustaufschlag seinesMantels auf und nieder. So kommen sie aufeinander zu. – Kanndies zu Verwickelungen führen? Unmöglich.Jedem Beobachter steht der naturgemäße Verlauf diesesZusammentreffens klar vor Augen. Hier ist das Verhältnisvon alt und jung, von Befehl und Gehorsam, vonbetagtem Verdienst und zartem Anfängertum, hier ist eingewaltiger hierarchischer Abstand, hier gibt es Vorschriften.Natürliche Ordnung, nimm deinen Lauf! – Und was, stattdessen, geschieht? Statt dessen vollzieht sich das folgende,überraschende, peinliche, entzückende und verkehrte Schauspiel.Der General, des jungen Leutnants ansichtig werdend,verändert auf seltsame Art seine Haltung. Er nimmtsich zusammen und wird doch gleichsam kleiner. Er däm

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