Copyright 1921 by Kurt Wolff Verlag A.-G., München
Druck von Dietsch & Brückner, Weimar
Herbst 1921
Die Zeit erschüttert die Begriffe und wühlt denBoden auf, dem sie entwachsen sind.
Es hebt eine Geschichtsepoche an, in der es sich vorallem darum zu handeln scheint, den Wert, das Ausmaßund die Rechtsgrundlagen von dem, was bisherEigentum hieß, zu revidieren und umzuformen.
Der Anspruch des einzelnen auf sein Gut, den er bishermit unwiderlegbaren Argumenten verteidigenkonnte, ja der geradezu ein Gesellschaftsgesetz war,wird ihm plötzlich streitig gemacht mit Gründen,denen, wollte man sie auch nicht gelten lassen, Nachdruckverliehen wird durch Drohung von Gewalt.Gewalt ist nicht zu widerlegen.
So tief hat kein Vorgang der Geschichte in die privateExistenz gegriffen, daß der Bürger, das Mitglied einerGemeinschaft, die nur zum Schutz ihrer selbst besteht,von einem andern Teil dieser Gemeinschaft inseinen durch Gewohnheit, Brauch und Gesetz geheiligtenLebensbedingungen entrechtet werden soll,und daß ihm zugemutet wird, die anscheinende Willkürund Unbill nicht bloß geduldig zu ertragen, sondernauch eine Notwendigkeit, eine neue, bessereOrdnung darin