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Rund um den Kreuzturm
Roman
aus den Dresdner Maitagen
von 1849
von
Gustav Hildebrand
Mit Federzeichnungen von Josef Windisch
Verlagsbuchhandlung Schulze & Co., Leipzig 1913
Geschützt durch Urheberrechtsgesetz vom 19. Juni 1901
Copyright by Schulze & Co., Leipzig 1912
Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig
Über der breiten Hauptstraße, die in Dresden vom Blockhausin einer schnurgeraden Linie nach dem Bautzner Platzlief, lag die Dämmerung.
Es war ein sonniger Oktobertag gewesen. Der Windhatte die letzten Fäden des Altweibersommers über diebuntbelaubten Äste der Bäume gehängt, und auf denBänken der breiten Mittelallee hatten sich zahlreicheSpaziergänger ausgeruht und die behagliche Wärme derSonnenstrahlen genossen. Jetzt war es kühl, und derAbendwind bewegte leise die Zweige. Die vergilbtenBlätter schwebten unaufhörlich zur Erde nieder undwurden vom Winde überallhin verstreut.
Unter den dichten Baumreihen war es belebt. FriedlicheBürger schlenderten Arm in Arm mit ihren Frauendie Allee hinab, junges Volk trieb allerhand Allotria,und Kinder tummelten sich spielend zwischen den Spaziergängern.Besonders lebhaft war es auf dem unterenTeil der Hauptstraße. Hier stand, gegenüber der Dreikönigskirche,[6]breit und wuchtig die alte Kaserne des1. Linien-Infanterieregiments Prinz Albert.
Aus vielen Fenstern dieses großen Baues sahen Soldatenheraus, die mit untenstehenden jungen Mädchenplauderten oder mit vorübergehenden Bekannten Begrüßungenaustauschten. Hier und da baumelten überihren Köpfen an einer Schnur frischgescheuerte Halsbindenund Feldmützen. Zuweilen blieben die auf derAllee Lustwandelnden wohl ein Weilchen stehen, um denMelodien der alten Soldatenlieder zu lauschen, die ausder Kaserne schallten.
Inzwischen war es dunkel geworden, und die wenigenGaslaternen flammten trübe auf. Auch in den Mannschaftsstubenwurde Licht gemacht.
Die Soldaten hatten heute Brotfassen. Aus diesemGrunde war das breite Hauptportal der Kaserne, wie anjedem dieser Tage, dicht umlagert. Besonders Kinderund einfache Frauen drängten sich heran, um für wenigeGroschen ein frisches Kommißbrot zu erhandeln.
Unter dem hohen Torbogen stand der Posten vor demGewehr