Erzählung von Hans Dominik.
Es war im Jahre 2108. Die Menschheit hatte während derletzten zweihundert Jahre auf allen Gebieten gewaltige Fortschrittegemacht. Dank einer bewunderungswürdigen Nahrungsmittelindustrielebten zehn Milliarden einer durchgehendshochkultivierten Menschenrasse auf dem Erdball, welcher im Jahre 1908kaum fünfzehnhundert Millionen ernähren konnte. Die Wissenschaftenstanden in hoher Blüte.
Die Ergebnisse einer verbesserten und erweiterten Spektralanalyseließen mit untrüglicher Sicherheit erkennen, daß der Nachbarplanet derErde, der Mars, Wasser, Luft und eine grüne Vegetation besaß. Manmußte mit vollem Recht annehmen, daß dort menschliches Leben gedeihenkönne, daß der Mars, falls er selbst nicht bewohnt sei, eineDependence, eine Kolonie der irdischen Menschheit werden könne. Dasalles stand fest, aber auch diese Kenntnis blieb fruchtlose Theorie. Botsich doch keine Möglichkeit, dem Bannkreis der Erde zu entrinnen, denWeg zu jenem Planeten zu finden.
In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts hatte einaustralischer Milliardär, wohl durch eine phantastische Schrift JulesVernes angeregt, den Versuch unternommen, aus einem Riesengeschützein gewaltiges Geschoß zum Mars zu senden. Der Versuch warschmählich mißlungen. Noch bevor das Geschoß die Atmosphäre derErde selber passiert hatte, war es durch die unendliche Reibung zerschmolzenund zu Dampf zerspritzt. Es hatte sich gezeigt, daß bei solchenGeschwindigkeiten die Luft wie ein starrer Störper wirkt. Ähnlich gehtes ja bei sehr viel geringeren Geschwindigkeiten bereits mit dem Wasser.Wasser aus der Pistole geschossen wirkt fast schlimmer als Eisen undBlei. Bei der Riesengeschwindigkeit, welche das australische Geschoßbeim Verlassen des Rohrmundes hatte, wirkte die Luft ebenso wie dasWasser, welches aus der Pistole kommt. Das Geschoß war, wie gesagt,beinahe im Augenblick verpufft. Der Versuch, ein Projektil auf denMars zu feuern, mußte als gänzlich undurchführbar fallen gelassen werden.
Auf gewaltige Strahlungen mit elektrischen Wellen, die man in denWeltraum gesandt hatte, war nie eine Antwort gekommen. Man durftedaher annehmen, daß der Mars selbst unbewohnt sei oder doch zumwenigsten nicht von hochzivilisierten Menschen bewohnt, bei denen manelektrische Wellentelegraphen selbstverständlich voraussetzen mußte. Derberühmte Pariser Marspreis, der im Jahre 1894 für die erste zuverlässigeKommunikation zwischen Erde und Mars gestiftet wurde, wardaher noch unbehoben. Sein Wert von hunderttausend Mark hattezweihundertzwanzig Jahre auf Zins und Zinseszins gestanden, undman weiß ja, wie sich solche Summen im Laufe der Jahre vermehren.Ein Kapital zu etwa sieben Prozent auf Zins und Zinseszins angelegtverdoppelt sich in zehn Jahren, dies Kapital hatte demnach Gelegenheitgehabt, sich zweiundzwanzigmal zu verdoppeln. So war jener Marspreisauf die fabelhafte Höhe von nahezu zweihundertzehn MilliardenFranken angewachsen und drohte ins Ungemessene zu steigen, wennnicht in absehbarer Zeit die Kommunikation zwischen beiden Planetenirgendwie hergestellt werden konnte. Hervorragende Volkswirtschaftlerrechneten bereits heraus, daß in weiteren hundert Jahren annähernd dasgesamte Nationalvermögen der Menschheit im Dienste des Marspreisesstehen würde und schrieben lange Abhandlungen über das Für undWider einer solchen Entwicklung. So standen die Dinge im Jahre 2108.
Es war a