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Fischers Bibliothek
zeitgenössischer Romane
Erster Jahrgang
(Oktober 1908–September 1909)
Jeden Monat erscheint ein Band zum Preisevon 1 Mark für das gebundene Exemplar
Roman von
Theodor Fontane
S. Fischer, Verlag, Berlin
Alle Rechte vorbehalten
Der Kommerzienrat Van der Straaten, Große Petristraße 4,war einer der vollgültigsten Finanziers der Hauptstadt,eine Tatsache, die dadurch wenig alteriert wurde, daß ermehr eines geschäftlichen als eines persönlichen Ansehens genoß.An der Börse galt er bedingungslos, in der Gesellschaftnur bedingungsweise. Es hatte dies, wenn man herumhorchte,seinen Grund zu sehr wesentlichem Teile darin, daß er zu wenig»draußen« gewesen war und die Gelegenheit versäumt hatte,sich einen allgemein gültigen Weltschliff oder auch nur die seinerLebensstellung entsprechenden Allüren anzueignen. Einigeneuerdings erst unternommene Reisen nach Paris und Italien,die übrigens niemals über ein paar Wochen hinaus ausgedehntworden waren, hatten an diesem Tatbestande nichts Erheblichesändern können und ihm jedenfalls ebenso seinen spezifischlokalen Stempel wie seine Vorliebe für drastische Sprichwörterund heimische »geflügelte Worte« von der derberen Observanzgelassen. Er pflegte, um ihn selber mit einer seiner Lieblingswendungeneinzuführen, »aus seinem Herzen keine Mördergrubezu machen,« und hatte sich, als reicher Leute Kind, vonJugend auf daran gewöhnt, alles zu tun und zu sagen, waszu tun und zu sagen er lustig war. Er haßte zweierlei: sich zugenieren und sich zu ändern. Nicht als ob er sich in der Theoriefür besserungsunbedürftig gehalten hätte, keineswegs, er bestrittnur in der Praxis eine besondere Benötigung dazu. Diemeisten Menschen, so hieß es dann wohl in seinen jederzeit gerngegebenen Auseinandersetzungen, seien einfach erbärmlich undso grundschlecht, daß er, verglichen mit ihnen, an einer wahren...