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Hinweise zur Transkription

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Im Original gesperrter Text wird so dargestellt.

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Stille Kämpfer.

Roman

von

Josephine Siebe.

 

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Dresden und Leipzig
E. Pierson's Verlag (R. Lincke)
k. k. Hofbuchhändler1901.


Alle Rechte vorbehalten. —

Unbefugter Nachdruck wird gerichtlich verfolgt.

Druck von E. Pierson's Verlag (R. Lincke) in Dresden.


[1]

Dekoration

Weit hin dehnt sich das Land, kein Hügel, keine Bergehemmen den Blick. Wogende Felder, grüne Wiesen,Seen, die wie flüssiges Silber blinken und hin und wiederein Stück Wald, darin die weißen Stämme der schlankenBirken hell hervorleuchten und das alles überspannt vomtiefblauen Himmel, überflutet von heißem Sonnenglanz.

Auf den Feldern sind die Leute beschäftigt, den goldenenSegen einzuernten. Der Vogt steht dabei und versucht dieLeute mit kräftigen Fluchworten zu schnellerer Arbeit anzuspornen;nur manchmal hält er inne, um einen Schluckaus seiner Wudkiflasche zur Stärkung zu nehmen.

Wie Feuer durchrieselt es ihn, immer sengender wirddie Glut, nirgends kühler Schatten, es flimmert und flirrt,tanzt und schwankt um ihn her. Immer kleiner werdendie schwarzen Mongolenaugen, matter die Flüche von seinenLippen, schließlich läßt er sich auf einem Feldsteine amWege nieder, blinzelt noch ab und zu nach den Leutenhinüber, dann sinkt der Kopf tief auf die Brust undregelmäßige Atemzüge verraten bald den Schlaf des treuenWächters.

»Er schläft,« raunen sich die Arbeiter zu und aufatmendlassen sie die Sensen sinken, die Frauen hören mit[2]dem Zusammenbinden der Garben auf und beginnen halblautmit einander zu schwatzen. —

Auf dem Wege, der dicht an dem Felde vorüber führt,kommt ein Mann daher in langsamen, gleichmäßigenSchritten, wie einer, dem es nicht sonderlich eilt. Es isteine hohe Gestalt mit langherabwallendem, blonden Bartund kühn geschnittenem Gesicht. Seine einfache dunkleKleidung verleiht ihm beinahe das Aussehen eines Priesters.

»Gebenedeit sei der Herr Jesus Christus!« grüßt erlaut, als er den Schnittern nahe ist.

Die Mädchen kichern und die Männer wenden sichverdrossen ab, nur ein alter Mann erwidert mürrisch denGruß und sagt:

»Von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen!«

Der Vogt, der von dem Schalle der Stimmen erwachtist, fährt scheltend empor.

»Stört der Ketzer, der Tagedieb uns noch in derArbeit?« dann folgt dem ruhig Weiterschreitenden eine Flutvon Schimpfworten nach, vermischt mit dem schadenfr

...

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