Anmerkungen zur Transkription
Das Original ist in Fraktur gesetzt.
Im Original in Antiqua gesetzter Text ist so ausgezeichnet.
Im Original gesperrter Text ist so ausgezeichnet.
Weitere Anmerkungen zur Transkription befinden sich am Endedes Buches.
Bilder aus Süd-Österreich
von
J. C. Heer
4.–8. Tausend
Frauenfeld und Leipzig 1918
Verlag von Huber & Co.
Den Einband zeichnete Otto Baumberger, Zürich
Copyright 1918 by Huber & Co., Frauenfeld
Druck von Huber & Co. in Frauenfeld
1887–1917. Dreißig Jahre sind es her, seit ichals junger Mann die »Ferien an der Adria«, mein erstesBuch schrieb. Dem Werklein war ein stiller Lebenslaufbeschieden; denn die Landschaften, von denen es handelt,lagen nicht an den großen Straßen der Welt, etwa Triestausgenommen. Zwanzig Jahre waren notwendig, daß sichdie erste Auflage erledigte, und als ich 1907 die zweitezeichnete, war ich überzeugt, daß es zugleich die letzte seinund das Werklein der Jugend in den Schoß milder Vergessenheitfallen würde. Das wäre der natürliche Verlaufeines Buchschicksals gewesen, das nie auf große Wirksamkeitangelegt war.
Nun haben es die Zeiten anders entschieden, und furchtbarschwere Träume, die schon in den achtziger Jahrenüber den schweigenden Fluren des Friauls lagen, haben sicherfüllt, das nur halblaute Flüsterwort der Bevölkerung:»Um unsere Dörfer und Städte, um unsere Felder und[II]unser Meer wird zwischen Italien und Oesterreich nocheinmal ein entsetzlicher Krieg geführt werden.« Wie einAlpdruck lag schon damals die Furcht davor über jedermann.
Nun haben sich die alten bösen Ahnungen erfüllt, undschauderhaft ist der Krieg während drei Jahren über dasblaue Band des Isonzo hin und her gestampft, Ebenewie Berge jener Gegenden haben unermeßlich das Blutder kämpfenden Hunderttausende getrunken. Wo ist dieLieblichkeit von Görz, der Friede der Lagunen, der düsterschwereSchönheitstraum von Duino? So weit die Berichtezu uns in die Schweiz dringen, überall nur Trümmer.
Wir Schriftsteller haben wahrlich keinen Anlaß, demKrieg ein Loblied zu singen. Nicht einmal wir Neutralen.Inter bellum musae silent. Wie viele schöne Arbeitsstundenblieben unter dem Druck des großen Völkerkriegesunfruchtbar; wie manche Werke müssen ungedruckt im Pultliegen! Die furchtbaren Ereignisse aber, die sich im Friaulabspielten, haben da und dort noch einmal die Neugierderer, die dem italienisch-österreichischen Krieg mit Spannungfolgen, auf meine halbvergessenen Schilderungen»Ferien an der Adria« gelenkt. So können sie im Gegensatzzu manchem Buch, dem der Krieg den Lebenslaufbedenklich schmälert, noch einmal in neuer Auflage erscheinen,was mich für meinen Erstling immerhin erfreut.
Ein Geständnis aber an die Leser. Das Buch erscheintgenau, wie es vor dreißig Jahren geschrieben wordenist, obgleich auch im Küstenland die Zeit nicht ohne Entwicklungvorübergegangen ist; namentlich hat sich ja inzwischenTriest wundervoll entfaltet und verdiente einneues Kapitel der Schilderung. Es fehlen mir aber fürdieses die Unterlagen eines neuern Besuches an der Adria,und jetzt im Krieg läßt sich ein solcher doch