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MARCEL SCHWOB

DER KINDERKREUZZUG

 

 

 

 

 

 

 

 

1914
KURT WOLFF VERLAG · LEIPZIG

 

 

 

Dies Buch wurde
gedruckt im Februar 1914
als sechzehnter Band der Bücherei
„Der jüngste Tag“ bei Poeschel & Trepte
in Leipzig

 

 

 

 

Berechtigte Übertragung von Arthur Seiffhart

Copyright by Kurt Wolff Verlag, Leipzig, 1914

 

 

 

 

Circa idem tempus pueri sine rectore sine ducede universis omnium regionum villis et civitatibusversus transmarinas partes avidis gressibus cucurreruntet dum quaereretur ab ipsis quo currerent,responderunt: Versus Jherusalem, quaerere terramsanctam. . . . Adhuc quo devenerint ignoratur. Sedplurimi redierunt, a quibus dum quaereretur causacursus, dixerunt se nescire. Nudae etiam mulierescirca idem tempus nihil loquentes per villas etcivitates cucurrerunt. . . .

ERZÄHLUNG DES GOLIARD

Ich armseliger Goliard, elender Pfaff, der ich in denWäldern und auf den Landstraßen umherstreife, um imNamen unseres Heilandes mein tägliches Brot zu erbetteln,ich habe ein frommes Schauspiel gesehen unddie Worte der kleinen Kinder gehört. Ich weiß, meinLeben ist nicht sehr heilig und ich habe den Versuchungenunter den Linden am Wege nicht widerstanden.Die Brüder, die mir Wein geben, sehen wohl,daß ich kaum gewöhnt bin, ihn zu trinken. Aber ichgehöre nicht zur Sekte derer, die verstümmeln. Esgibt böse Menschen, die den Kleinen die Augen ausstechen,ihnen die Beine absägen und die Hände binden,um sie auszustellen und Mitleid mit ihnen zuerwecken. Und deshalb habe ich Furcht, wenn ich allediese Kinder sehe. Sicher wird sie unser Heiland beschützen.Ich rede in den Tag hinein, denn Freudeerfüllt mich. Ich freue mich über den Frühling undüber alles, was ich gesehen habe. Mein Geist ist nichtsehr stark. Ich erhielt die Tonsur, als ich zehn Jahrealt war und habe die lateinischen Worte vergessen. Ichbin wie die Heuschrecke; denn ich springe hierhin unddorthin und summe, und manchmal öffne ich bunteFlügel, und mein kleiner Kopf ist durchsichtig und leer.Man sagt, daß St. Johannes sich in der Wüste vonHeuschrecken nährte. Man müßte viel davon essen.Aber St. Johannes war nicht ein Mensch wie wir.

Ich bewundere St. Johannes, denn er irrte umherund redete ohne Unterlaß. Mir scheint, seine Wortehätten milder sein sollen. Auch der Frühling ist mildin diesem Jahr. Niemals hat es so viele weiße undrote Blumen gegeben. Die Wiesen sind frisch gewaschen.Überall auf den Hecken glänzt das Blut unseres Heilandes.Unser Herr Jesus ist weiß wie eine Lilie, abersein Blut ist rot. Warum? Ich weiß nicht. Aufirgendeinem Pergament muß es geschrieben stehen.Wenn ich Schreiben gelernt hätte, würde ich Pergamenthaben und würde darauf schreiben. Dann könnteich jeden Abend sehr gut essen. Ich ginge in die Klösterund betete für die toten Brüder und schriebe ihre Namenauf meine Rolle. Ich würde meine Totenrolle von einerAbtei zur anderen tragen. Das ist etwas, was unserenBrüdern gefällt. Aber ich kenne die Namen meinertoten Brüder nicht; vielleicht sorgt sich unser Heilandauch nicht darum, sie zu erfahren. Mir schien, als oballe diese Kinder keine Namen hätten. Und es istsicher, daß unser Herr Jesus sie liebt. Sie erfülltendie Landstraße wie ein Schwarm weißer Bienen. Ichweiß nicht, woher sie kamen. Es waren ganz kleinePilger. Als Pilgerstäbe hatten sie Has

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