Gedankengut
aus meinen Wanderjahren

Zweiter Band

Ein vollständiges Verzeichnis der Schriften
Max Dauthendeys
findet man am Schlusse des Bandes

Max Dauthendey

Gedankengut
aus meinen Wanderjahren

Zweiter Band

Signet

Albert Langen, München

Copyright 1913 by Albert Langen, Munich

Druck von Hesse & Becker in Leipzig
Papier von Bohnenberger & Cie., Papierfabrik, Niefern bei Pforzheim
Einbände von E. A. Enders, Großbuchbinderei, Leipzig

Im Januar 1894 reiste ich, von unbezwinglicherSehnsucht getrieben, zum bohuslänschenPfarrhaus zurück. Aber die starken Eindrückedes ersten Aufenthaltes, die in meinen Erinnerungenschlackenlos dastanden, hatten sich sovergeistigt, daß die Wirklichkeit jetzt nicht mehr dieHöhe der vergangenen Eindrücke erreichen konnte.

Ich blieb deshalb nur bis zum Frühjahr dort undreiste dann, ehe der Schnee noch vollständig weggetautwar, im April nach England, wo ich mit einem amerikanischenKünstlerehepaar, — Freunden des jungenSchweden, mit denen er seit seiner Amerikareise imBriefverkehr stand — zusammentraf.

An diese neue Bekanntschaft knüpfen sich dannReihen neuer, mein äußeres Leben und meine Gedankenbestimmende Erlebnisse und eine spätere Aufenthaltszeitin Paris und in Mexiko.


Bei jenem zweiten Aufenthalt im Pfarrhause,bis zum Frühjahr 1894, schrieb ich endlich jenes Dramaohne Menschen: „Sehnsucht,“ zu dem ich in München,am Achensee und im Hoftheater während der ByronschenManfred-Aufführung angeregt worden war.Aber ich hatte den Stoff zu lange mit mir herumgetragenund hatte mich schon über den Ursprungsgedanken hinausentwickelt, und fand, daß ich dieGesänge der Sehnsucht, der Wüste, des Meeres undder Gletscher nicht so inhaltsschwer schreiben konnte,wie ich es gewünscht hätte.

Oder stand ich vielleicht nicht genug über derSehnsucht und war ich selbst zu sehnsüchtig an Geistund Leib geworden? Denn der Wunsch, eine Frauzu finden, ein Mädchen, das liebend, häuslich undgeistig kameradschaftlich um mich in einem kleinenstillen Haus walten sollte, dieser Wunsch wurde, jelänger ich von der Heimat fort in der Fremde lebenmußte, in mir immer dringender.

Aber die Erfüllung dieses Herzenswunsches lagganz im Blinden. Denn ich konnte mich selbst nichterhalten und wurde von meinem Vater nur notgedrungenunterstützt. Mit einem Hirn nur vollPläne und mit Aussicht auf zukünftige Werke konnteich kein Geld erwerben.

Und mein Vater, der von Monat zu Monatdrohte, mir den Unterhalt zu entziehen, weil er michdadurch auf seine Weise anspornen wollte, fleißigzu sein, er gab mir keine sichere Hilfe, so daß ichdaraufhin hätte eine Frau an mich binden können. —

Schon bei meinem ersten Aufenthalt im Pfarrhausehatte ich im lautlosen Verkehr mit den Naturdingeneine Reihe Gedichte geschrieben, von denenjedes die Stimmung eines bestimm

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