BILDER AUS DEN SÜDVOGESEN

1.

Wie dieser Seee, des weißen und schwarzen, Patoisnamen: biantchmâ, nor mâ! dunkel und vokalisch heraufkommen aus derfernen Tiefe eines romanischen Dialekts, so liegen sie da, klüftig undzerrissen in der entflammten Orgel des Sturms. In den Kesselnflattert und rast das Geschiebe des Nebels, das Wasser zischt aufund dampft und die aufgesteilten Wände der Felsen bis in das Gesträhnedes Fichtenmeers hinauf steigt das riesige Gejohl des Winds.Plötzlich mit überanstrengtem Gebrüll reißt der Sturm die eine Seite,frei von Nebeln, nackt auf und die Flanke des gegenüberliegendenUfers steht steil mit ausgemeißelten und nordisch kühnen, angestrafftenLinien da im leis rauchenden Wasser. Dann wirren Nebeldarüber, Wolkenballen sausen brodelnd hinein und in maßlosemAufruhr tobt die weiche Masse des Dunstes im Griff des Winds.

Über den Kamm saust der Sturm, pflückt die Worte vom Mund,rast, zischt und heult wie eine Sirene. Nimmt Nebelmassen, knetetsie zusammen, wirft sie in die Luft auf wie Fontänenstrahlen,knattert in einem endlosen Zug sie über den Kamm und klatscht siegleich Fahnen gegen den Rand der aufsteigenden Kieferwälder, dieknirschen und rauchen. Wolken fliegen wie Ballen über die Haideund schnüren die Ferne zu. Tau perlt im Gestrüpp und als zweiHunde mit erschütterndem Gekläff hinter einem Hasen jagend Kreiseüber die Haide ziehen, bricht die Sonne das erste tiefblaue Loch indie Revolte.

Und nun strömt der Rauch aus den Schluchten, überall steigenaus den Altaren der Forste weiße Dampfschwaden in die ausgebreiteteWärme und Täler tauchen heraus, die schroff sind mit denKanten der Felsen, den Kanzeln aus Granit und rotbrauner Haide.Doch alles ist noch ohne Jahreszeit, ist so später Herbst wie esaufkommender Sommer sein könnte, ist anonyme Jahreszeit, Zeitlosigkeitim Sturm, sind Felsen, die sich beruhigen im Ansturm derWinde, Forste, die in der Sonne liegen und denen Herbst keinBlatt verfärbt und Frühling nichts bedeutet, sondern nur dieses:Sturm!

Und überall strahlend in den aufgewölbten Mittag brechen dieTeiche auf und die Weiher, die tiefeingebettet in den Höhlen liegen,auf denen, leicht bewegt, die Sonne nun verzittert wie ein engmaschiges,tiefrotes Netz, oder die glasig geschliffen hochstarrengleich Jade und gedunkeltem Malachit.

Gegen die Dämmerung rast der Sturm noch einmal über denKamm und bricht mit Nebeln ein in die Wälder des Wurzelstein,in dem die Hexen nisten. Aber der Abend wird klar und verläuftbräunlich und wie Zinnober über dem See von Retournemer. Dortsteht ein Forsthaus. Vor einem halbdutzend Jahren waren wir hier,Siebenzehnjährige, und die Douaniers waren hinter uns. Aber wirvertrauten uns dem Chemin des Dames und es war ein guter Wegmit seinen Serpentinen und in einer Dachluke des Forsthauses,zwischen Gebälk und im Mond, spielten wir Karten die Nacht . . .

Spät abends in einem ziellosen Geblitz von Sternen brachenkreisende Lichter aus dem Berg und Kegel roten Lichts stachen indie Landschaft. Die Feuer brannten eine halbe Stunde und erregtenden Wald und dann fuhr mit Fahnen und Geschrei ein Autobusan dem aufglühenden See vorüber.

2.

Nicht daß es ein Bad ist, Gérardmer, auch nicht daß es schön istund köstlich und an einem See voll Zartheit liegt, will all dies bedeuten:Daß es Französisch ist, gibt ihm die Lässigkeit und die Linieund läßt alles begreifen und bleibt die Mitte und das Verstehenkönnenauch der Wege, die zu ihm führen und derer, die weiterziehn.So die lange Reihe der Seee, die von Retournemer herüberbi

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